Mit tausenden riesigen Superstores ist Walmart der größte Handelskonzern in den USA und der Welt.©Spencer Tirey
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Die Handelskette Walmart der Familie Walton mit Sitz in Bentonville im US-Bundesstaat Arkansas führt mit einem Jahresumsatz von 572 Milliarden US-Dollar das Forbes-Ranking der umsatzstärksten Unternehmen der Welt an. Der Handelsgigant beschäftigt rund 2,2 Millionen Mitarbeiter und ist damit der größte private Arbeitgeber der Welt. Ein Porträt.
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Inhalt
- FACTS: Walmart
- Walmart im Überblick
- Die Firmengeschichte, ein amerikanischer Traum
- Die Walmart-Strategie und Kritik
- Walmart 3.0
FACTS: Walmart
Gegründet: 1962 durch Sam Walton
Unternehmenssitz: Bentonville, Arkansas, USA
Mitarbeiter: international ca. 2,3 Millionen
Tätigkeiten: Einzelhandel
Umsatz (2021/22): 572,75 Mrd. $
Eigentümer: Haupteigentümer (48%) ist die Familie Walton
Börse: Walmart (US9311421039) ist seit 1970 an der Börse und seit 1972 an der NYSE gelistet. 52 % sind im Streubesitz. Die 10 Hauptaktionäre sind: The Vanguard Group, Inc. (4,59%); BlackRock Fund Advisors (2,35%); SSgA Funds Management, Inc. (2,24%); Geode Capital Management LLC (0,90%); T. Rowe Price Associates, Inc. (0,79%); Norges Bank Investment Management (0,75%); Northern Trust Investments, Inc (0,52%); State Farm Investment Management (0,48%); Morgan Stanley Smith Barney LLC (0,47%); Charles Schwab Investment Management (0,41%)
Management: Carl Douglas ‘Doug‘ McMillon (President und CEO, Walmart Inc.); Dan Bartlett (Executive Vice President, Corporate Affairs); Rachel Brand (Executive Vice President of Global Governance, Chief Legal Officer and Corporate Secretary); John Furner (President and CEO, Walmart U.S.); Suresh Kumar (CTO); Judith McKenna (President and CEO, Walmart International); Kathryn McLay (President and CEO, Sam’s Club); Donna Morris (Executive Vice President, Chief People Officer, Walmart Inc.); John David Rainey (Executive Vice President and Chief Financial Officer, Walmart)
Aufsichtsrat: Gregory B. Penner (Vorsitz); Cesar Conde (Chairman NBC Universal News Group); Timothy P. Flynn (CEO KPMG International); Sarah Friar (CEO of Nextdoor Holdings, Inc.); Carla A. Harris (Senior Client Advisor at Morgan Stanley); Tom Horton (CEO of American Airlines); Marissa A. Mayer (Co-founder and CEO of Sunshine Products); Doug McMillon (President und CEO, Walmart Inc.); Randall Stephenson (CEO of AT&T Inc.); S. Robson ‘Rob’ Walton; Steuart Walton (Founder and Chairman, RZC Investments, LLC)
Website: walmart.com; corporate.walmart.com
Walmart im Überblick
Der Einzelhandelskonzern Walmart Inc. mit Hauptsitz in Bentonville im US-Bundesstaat Arkansas ist ein Gigant im globalen Business. Er ist mit seinen über 3.700 Geschäften der größte Handelskonzern in den USA und zudem auch in Mexiko (Walmex), Großbritannien (Beteiligung an Asda), Japan (Beteiligung an Seiyu), Kanada (Walmart Canada) und in China (Beteiligung an JD.com) ein wichtiger Player im Einzelhandel. In Indien ist Walmart mit dem Großhandelsmarkt Best Price Modern und der Mehrheitsbeteiligung an der Online-Plattform Flipkart aktiv. In Südafrika hat Walmart im Jahr 2011 die Mehrheit (51%) an dem dortigen Handelskonzern Massmart übernommen.
Der Handelskonzern hat mit seinen riesigen „Hypermarkets“ neue Dimensionen erschlossen. Der Name ist dabei definitiv Programm. Die Hypermarkets sind XXXL-Giganten nit 6.000 bis 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und einem über 20.000 Artikel umfassenden Angebot von Lebensmitteln über Bekleidung, Haushaltsprodukten bis hin zu elektronischen Geräten und in den USA sogar Feuerwaffen.
Lediglich die Expansionsversuche nach Deutschland und nach Südkorea wurden wieder aufgegeben. Die ab 1997 insgesamt 85 in Deutschland gegründeten Filialen wurden 2006 an die Metro-Gruppe verkauft und anschließend zu "Real" Märkten umfirmiert.
Mit rund 2,3 Millionen Beschäftigten ist Walmart der größte private Arbeitgeber der Welt. Das Unternehmen führt zudem seit Jahren das Fortune Global 500 Ranking der umsatzstärksten Unternehmen der Welt an. Seit 2014 wird die internationale Walmart-Gruppe von ‘Doug‘ (Carl Douglas) McMillon gelenkt.
Jahr | Umsatz (in Mrd. $) | Gewinn (in Mrd. $) |
---|---|---|
2015 | 485,651 | 16,36 |
2016 | 482,130 | 14,69 |
2017 | 485,873 | 13,64 |
2018 | 500,343 | 9,86 |
2019 | 514,405 | 6,67 |
2020 | 523,964 | 14,88 |
2021 | 555,233 | 13,51 |
2022 | 572,754 | 13,51 |
Die Firmengeschichte, ein amerikanischer Traum
Die Geschichte des heutigen Walmart-Imperiums liest sich wie die des großen amerikanischen Traums. Der 1918 in Kingfisher, Oklahoma als Kind eines Farmer-Ehepaares geborene Samuel Moore "Sam" Walton wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und bekam bald die Härte der Wirtschaftskrise und der großen Rezession in den USA zu spüren. Schon als Kind nahm er zahlreiche kleine Jobs an, um das Familieneinkommen aufzubessern und arbeitete unter anderem als Zeitungsbursche.
Später besuchte er die University of Missouri, wo er Wirtschaft studierte und anschließend arbeitete er in lokalen J. C. Penney Geschäften im Einzelhandelsmanagement. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während dem er in einem Geheimdienstkorps der US Armee diente, kehrte er in die USA zurück und setzte seine Kaufmann-Karriere fort.
Mit finanzieller Unterstützung seines Schwiegervaters kaufte er ein Ben Franklin Geschäft in Newport, Arkansas und setzte dabei auf ein neuartiges Konzept. Seine Idee war, möglichst viele günstige Produkte anzubieten und dabei zwar pro Produkt eine kleinere Gewinnmarge zu erzielen, dafür aber von einem größeren Verkaufsvolumen zu profitieren. Die Kunden sollten von den niedrigeren Preisen profitieren, das Geschäft von den höheren Umsätzen.
Dank der Preisstrategie konnte sich Walton schnell regen Zulaufs und wachsender Umsätze erfreuen. Gemeinsam mit seinem Bruder James übernahm er weitere Ben Franklin Geschäfte und gründet schließlich im Jahr 1962 sein erstes eigenes Geschäft, das Walton's Five-and-Dime (5-10) in Bentonville, Arkansas. Die Gründung des Geschäfts, das heute ein Museum ist, gilt als offizielle Geburtsstunde der heutigen Walmart-Kette.
Von da an setzten die Walton-Brüder auf Expansion und gingen daran, größere Geschäfte mit günstigen Preisen in ländlichen Regionen zu eröffnen. Um die Preise niedrig zu halten setzten sie auf nationale Lieferanten. Schon 1967 besaßen die Waltons 24 eigene Geschäfte und setzten damit bereits Millionen um.
Schon 1970 brachten die Waltons ihre Company an die Börse, um die weitere Expansion finanzieren zu können. Die Aktienmehrheit blieb jedoch in der Familie. Die Expansion wurde in der Folge mit immer größeren Schritten fortgesetzt. Im Jahr 1980 knackte Walmart erstmals in seiner Geschichte die Umsatz-Milliarde und von 1982 an galt Sam Walton als der reichste Mann der USA.
1983 gründete Walton die Großhandelskette Sam's Club, bei der nur Mitglieder - Klein- und Mittelbetriebe und Einzelunternehmer - einkaufen können. Ebenfalls 1983 eröffnete Walmart sein erstes Supercenter, den Vorläufer der heutigen Hypermarkets, in denen Walmart neben dem klassischen Supermarkt-Sortiment tausende weitere Produkte aus weiteren Kategorien anbietet, um den Kunden das "Einkaufen aus einer Hand" zu ermöglichen.
1988 trat Sam Walton als CEO des Unternehmens zurück, blieb aber bis zu seinem Tod im Jahr 1992 im Unternehmen aktiv. Als Walton im April 1992 im Alter von 74 Jahren starb, hinterließ er seinen Erben ein gigantisches Imperium. Schon Anfang der 1990 Jahre war Walmart an der Börse 45 Milliarden Dollar wert und hatte Sears, Roebuck & Company als größter Einzelhandelskonzern in den USA abgelöst. Eine Position, die der Konzern seither fest behaupten und ausbauen konnte.
Aus der Ehe mit Helen Robson Walton gingen sie drei Söhne Samuel Robson (Rob), John Thomas, James Carr (Jim) und die Tochter Alice Louise hervor. Das Vermögen der drei Geschwister sowie der Enkel und Großenkel von Sam Walton wird mit über 200 Milliarden Dollar beziffert. Dem Forbes Milliardärs-Ranking zufolge entfällt auf Rob, Jim und Alice jeweils ein Vermögen von rund 65 Milliarden Dollar. Lukas Walton, einer der Enkelsöhne des Gründers und Sohn des 2005 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen John Walton, wird mit rund 16,5 Milliarden Dollar taxiert.
Die Nachfahren des Walmart-Gründers haben das Handelsimperium nach wie vor in fester Hand, auch wenn inzwischen andere Shareholder mit an Bord sind und das Unternehmen nicht mehr von der Familie gemanagt wird. 48 Prozent der Walmart-Anteile sind im Besitz der Familie, die bei Shareholder-Meetings nicht knausert und Jahreshauptversammlungen zum Teil auch zu regelrechten Shows werden lässt, bei denen internationale Stars auftreten.
Die Walmart-Strategie und Kritik
Die grundlegende Idee Sam Waltons, mit einem riesigen Umsatz niedrige Gewinnmargen kompensieren zu können, ist bis heute ein Eckpfeiler für den anhaltenden Erfolg des Walton-Imperiums.
Walmart hat den Spargedanken jedoch auch in anderen Unternehmensbereichen konsequent umgesetzt. So verfügt die Handelskette etwa kaum über Lager und setzt stattdessen auf Just-in-Time-Produktion und Direktlieferungen per LKW in die Logistikzentren und von dort direkt weiter in die Märkte. Im Unternehmen gibt es tausende Marktforscher, Analysten und IT-Spezialisten, die sich mit Verhaltensforschung der Kunden und Predictive Analytics beschäftigen.
Zum Walmart-Imperium gehören auch Zulieferunternehmen in Billiglohnländern (Lesotho, Kenia, Thailand). Die dortigen Arbeitsbedingungen wurden von NGOs immer wieder kritisiert. Im Jahr 2005 wurde Walmart deshalb mit dem Public Eye Award, einem Wirtschafts-Negativpreis ausgezeichnet. Begründet wurde das mit dem Beispiel Lesotho, wo 14 Stunden lange Arbeitstage, Monatslöhne von nur 54 Dollar und die mangelhafte sanitäre Ausstattung im Betrieb - drei Toiletten für 900 Mitarbeiter - kritisiert wurden.
Auch in den USA knausert Walmart bei den Löhnen. Mitarbeiter werden zwar traditionell an den Gewinnen des Unternehmens beteiligt und können entscheiden, ob das in Form einer Gewinnausschüttung oder in Form von Stock-Options geschehen soll. Gleichzeitig sind die Löhne bei Walmart aber auch unterdurchschnittlich und liegen um rund ein Drittel unter dem Branchen-Niveau. Walmart sieht sich auch einer enormen Mitarbeiter-Fluktuation gegenüber und wird laufend mit Klagen wegen Verstößen gegen das Arbeitsrecht konfrontiert. Walmart wurde ín den USA auch schon mehrfach zu Strafzahlungen in Millionenhöhe an Mitarbeiter verurteilt, etwa weil den Mitarbeitern ihre vorgeschriebene 30-minütige Mittagspause verwehrt wurde.
Kritik an Walmart gibt es auch, weil das Unternehmen konsequent gegen die gewerkschaftliche Organisation seiner Mitarbeiter vorgeht. Die Unternehmensführung vertritt zudem extrem konservative Ansichten und hat in der Vergangenheit sogar versucht, seine Marktmacht dahingehend auf Medien auszudehnen.
Walmart 3.0
Unter CEO Doug McMillan, der seit 2014 Vorsitzender der Geschäftsführung ist, wird die Handelskette Walmart konsequent modernisiert. Dabei werden die innovativen Mittel der Digitalisierung und aus den Bereichen der Künstlichen Intelligenz genutzt, um die Position als führendes Unternehmen im Einzelhandel auch in Zukunft behaupten zu können. Um die Innovationen im eigenen Unternehmen voranzutreiben und zu integrieren hat Walmart bereits etliche Start-ups übernommen oder sich mehrheitlich daran beteiligt. Zum Walmart-Imperium gehören unter anderem:
Alert Innovation E-Commerce Technologie
VOLT Systems Omnichannel Business Solutions
Memomi Digitale Spiegel für Luxus-Shopping
PhonePe Digitale Zahlungen und Finanzdienstleistungen (Indien)
ANS Commerce E-Commerce Service Provider (Indien)
Bonobos Online-Bekleidung; 2017 übernommen, in den Walmart Online-Store integriert
Botmock Chatbot Design und Rapid Prototyping
Zeekit Virtuelle Umkleidekabibe
Yaantra Plattform für Reparatur von Smartphones und Tablets und refurbished Geräte aus zweiter Hand
Flipkart Health+ / SastaSundra Digital Healthcare (Indien)
Cleartrip Online-Reisen / Reiseaggregator (Indien)
JoyRun Food-Delivery Plattform
CareZone Gesundheitsplattform
MeMD Virtual Health Care, Online-Ärzte
SCAPIC Immersive Commerce-Plattform zur Erstellung von Virtual/Augmented/Mixed Reality und 3D Inhalten (Indien)
Mech Mocha Gaming Plattform (Indien), in Flipkart integriert
Upstream Commerce Cloud-basierte, automatisierte Online-Pricing-Lösung (Indien), von Flipkart übernommen
Polymorph Online Advertising Technologie
Liv.ai KI-Spracherkennung (Indien)
Ribbit Capital Fintech, Finanzdienstleistungen
Walmart Global Tech Technologie-Organisation von Walmart, zu der auch das im Silicon Valley ansässige Walmart Labs gehört. Entwickelt unter anderem Systeme im Bereich der Logistik, Robotik, KI und autonomen Mobilität
Aus den Kooperationen mit den Start-ups entwickelt Walmart neue, innovative Angebote für Kunden und Geschäftspartner. Ein starker Fokus liegt dabei auf KI-Anwendungen.
Auch neue Geschäftsfelder sollen erschlossen werden. Mit Walmart+ macht die Handelskette etwa Amazon Konkurrenz. In dem Plus-Angebot enthalten sind nicht nur klassische Dienste wie die Gratis-Zustellungen von Waren, Tankstellen-Rabatte oder ein Mobile scan & go Angebot zum kontaktlosen Einkaufen via Smartphone in den Walmart-Filialen, sondern auch das Video-Streaming-Angebot Paramount+ sowie ein Premium-Abo für die Audio-Streaming-Plattform Spotify.
Walmart setzt zudem auf Home-Shopping und Lieferservices und hat sich auch dafür an einigen Start-ups beteiligt. Mit „Walmart GoLocal“ hat das Unternehmen eine Location-Based Plattform ins Leben gerufen, bei der sich lokale Gastronomen, Kleinunternehmen, Händler und andere Dienstleister ohne eigene Online-Plattformen registrieren können und bei denen die Kunden in der Folge Bestellungen aufgeben können.
Selbst großen externen Partnern verschließt sich Walmart mit GoLocal nicht. Im Oktober 2021 gab Walmart die Kooperation mit der US-Möbelhandelskette Home Depot bekannt. Walmart übernimmt dabei wie bei den kleinen GoLocal Partnerunternehmen die Lieferung der Produkte.
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